Wie der Klimawandel den Weinbau trifft & marktwirtschaftliche Lösungsansätze

Wie der Klimawandel den Weinbau trifft & marktwirtschaft-liche Lösungsansätze

Der unbestreitbare Klimawandel

Zu Beginn des Jahres 2022 wurde der 6. Bericht des IPCC veröffentlicht. Darin haben über 700 führende Klimawissenschaftler ihre Erkenntnisse zusammengetragen.1 Nach derzeitigem Verlauf erwarten die Wissenschaftler eine Klimaerwärmung von 1,5 bis 4,4 Grad Celsius bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Das wahrscheinlichste Szenario wäre nach dem derzeitigen Informationsstand wohl 3,2 Grad Celsius. Für Deutschland werden sogar 5 bis 6 Grad Celsius erwartet!2 Als Vergleichsperiode nutzen die Wissenschaftler die Epoche von 1850 bis 1900.

Der Klimawandel im Weinbau

Gerade der Weinbau steht laut einer Studie von renommierten Weinbauforschern infolgedessen erneut vor enormen Herausforderungen.3 Demzufolge müssen sich Winzer zunehmend mit immer wärmeren und trockneren Bedingungen in den ohnehin schon aufwendig zu bewirtschaftenden Weinbergen auseinandersetzen. In vielen Weinbauregionen findet eine überdurchschnittliche Erwärmung statt. Rebstöcke reagieren sehr klimasensitiv und die Qualität von Wein ist elementar zur Vermarktung. Denn, Reputation ist auch für Massenwein wichtig, um Preise zu erzielen, die das betriebswirtschaftliche Überleben am enorm kompetitiven Markt erlauben.
Klimawandel und Weinbau sind derzeit viel diskutierte Themen. Hier blickt man auf einen neu gepflanzten Weinberg oberhalb von Ahrweiler. Man erkennt einen steinigen Weg und Hügel des Ahrtals im Hinbtergrund.

Wie sich Winzer auf Erwärmung & Trockenheit einstellen

Anpassung an die Erwärmung

Folglich sind Winzer rund um die Welt schon heute dabei die Kultivierung der Rebstöcke an den Klimawandel anzupassen. In Deutschland ist die Erwärmung den Winzern bisher, was die Qualität angeht, häufig noch entgegengekommen. In einigen Gegenden wendet sich das Blatt allerdings schon jetzt qualitativ zum Negativen. Denn, wenn die Trauben zum Beispiel zu früh ausreifen, fehlt Ihnen die gewünschte Balance zwischen Zucker und Säure. Auch die „aromatische“, also phenolische, Reife kann beeinträchtigt sein. Anfangs kann es ausreichend sein, die Bewirtschaftung des Weinberges anzupassen:
  • Das Verhältnis der Blattfläche zum Traubengewicht wird verringert, was jedoch für Rotwein eher weniger geeignet ist.
  • Der Rebschnitt im Winter findet später statt, um die Blüte und damit den Vegetationszyklus hinauszuzögern.
  • Die Distanz zwischen den Trauben und dem Boden wird verändert, um das Mikroklima zwischen den Rebstöcken zu beeinflussen.
Ab einem gewissen Grad werden jedoch massivere Änderungen benötigt. Weinberge müssen gerodet werden und mit später reifenden Klonen der gleichen Rebsorte versehen werden. In anderen Fällen muss sogar eine komplett neue Rebsorte gepflanzt werden, was folglich kurzfristig keine bis sehr geringe Erträge, samt umfassenden Startinvestitionen bedeuten kann. Oft bewegen sich die Weingärten in höhere Regionen, was ähnliche Kosten hervorruft. Damit besteht u.a. die Gefahr, dass klassische Spitzen-Weinberge, die exzellent für eine bestimmte Rebsorte waren, ihren Wert einbüßen.
Anpassungen der Winzer an Temperatureffekte / Erderwärmung

Anpassung an die Trockenheit

Was die zunehmenden Trockenperioden angeht, wird durch Begrünung zwischen den Reben samt der Installation von Bewässerungsanlagen reagiert. Selbst in den vergleichsweise kühleren Weinbauregionen Deutschlands, werden durchaus beträchtliche Startinvestitionen von bis zu 5000 EUR pro Hektar bei einer gezielten Tröpfchenbewässerung benötigt. Im mediterranen Raum werden sogenannten „Ausbildungssysteme“ für Rebstöcke verwandt, um diese durch spezielle Beschneidungen an die Trockenheit zu gewöhnen. Das resultiert in geringen Erträgen, geht aber auch mit hoher Qualität einher. Eine angepasste Bodenpflege samt Humus soll ebenfalls hilfreich sein.
  • Seit dem Befall der Rebstöcke in Europa mit der Reblaus im 19. Jhr. werden die europäischen Rebstöcke mit einem amerikanischen Rebstock am Boden gepfropft, also zusammengefügt. Diese Unterlage stellt somit die Wurzeln dar. Man kann bei der Auswahl der Unterlage darauf achten, möglichst trockenheitsresistente Rebstöcke zu verwenden.
  • Es werden Rebsorten gepflanzt, die möglichst resistent gegen Trockenheit sind.
  • Neue Weinberge werden gezielt auf Böden mit guter Wasserhaltefähigkeit gepflanzt.
Auf die Winzer kommen also enorme Herausforderungen zu. Für viele wird es nicht einfach sein, diese Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. Thomas Weitgruber beziffert die Neubepflanzung von nur einem Hektar samt Tröpfchenbewässerungsanlage auf bis zu 70.000 EUR pro Hektar im Flachen und sogar auf bis zu 100.000 EUR pro Hektar im Steilen.3 Wolfgang Platzwahl geht in seinem Artikel in der Zeitung Rebe und Wein daher davon aus, dass die zunehmenden betriebswirtschaftlichen Herausforderungen, dazu führen werden, dass vermehrt Betriebe den Weinbau aufgeben müssen.5
Anpassungen der Winzer an Trockenheit

Marktwirtschaftliche Lösungsansätze des Klimawandels für die Weinbranche

Viele Startups, also innovative Neugründungen, die entweder durch massive disruptive oder kleinere inkrementelle Innovationen auffallen, haben die ökologischen und ökonomischen Probleme, die der fortschreitende Klimawandel mit sich bringt, erkannt. Sie inkorporieren marktwirtschaftliche Lösungsansätze in ihr Geschäftsmodell. So ist die Wiederaufforstung laut den Berichten des IPCC ein elementarer Punkt zur Bekämpfung des Klimawandels.

Ivy-Bezahlsystem: Ein Anreiz, nachhaltig zu konsumieren

Eines dieser Startup ist Ivy aus München, welches auch von der dort ansässigen TU München unterstützt wird. Ivy kombiniert „Open Banking“ als Bezahlsystem für Online-Shops mit Umweltschutzprojekten. Das Münchner Startup fungiert als Bezahlsystem, dass es ermöglicht ohne große Umwege direkt mit dem eigenen Onlinebanking-Account zu zahlen. Es entfallen im Schnitt rund 90% der üblichen Transaktionsgebühren. Ein Teil der Einsparungen wird direkt an die Shop-Betreiber weitergegeben. Ein weiterer, nicht unerheblicher Teil, fließt in Umweltschutzprojekte. Dabei kooperiert Ivy mit der nachhaltigen Suchmaschine Ecosia und investiert in Wiederaufforstungsprojekte rund um die Welt.

Interview mit Peter Camphausen, einem der Ivy-Gründer

Der Ivy-Mitgründer Peter Camphausen geht im Folgenden auf einige Fragen ein, die Max Pestemer an Ihn gestellt hat.

1. Hallo Peter, Ivy nimmt so langsam Fahrt auf. Was hat euch als Gründer dazu bewegt, Ivy zu starten?
Während der Corona-Pandemie, kam immer wieder die Debatte auf, ob der Online-Handel umweltbelastend sei. Auch uns hat dieses Thema beschäftigt, da wir ständig mit Nachhaltigkeit konfrontiert wurden. Daraufhin wollten wir eine Lösung schaffen, um den Händlern und Kunden eine Möglichkeit zu geben, bei jedem Einkauf der Umwelt etwas zurückzugeben.
GetIvy Screenshot
2. Sehr viele Winzer und Weinfachhändler betreiben eigene Onlineshops: Wie kann eure Lösung in diesen Shops hilfreich sein?
Viele Onlineshops haben das Interesse, das Einkaufserlebnis Ihrer Kunden nachhaltig zu gestalten. Jedoch sind viele Optionen kostenintensiv oder schwierig einzubinden. Wir bei Ivy haben dafür eine Softwarelösung entwickelt, die es anderen Onlineshops ermöglicht in wenigen Schritten eine nachhaltiges Einkaufserlebnis zu bieten und tagtäglich das Klima zu schützen.
3. Die User Experience (Benutzererfahrung) in Onlineshops ist elementar: Ist es notwendig sich als Käufer einen Ivy-Account zu erstellen?
Nein, der Käufer muss sich keinen Account erstellen. Der Käufer kann direkt Ivy auswählen und die Zahlung durchführen.
Gety Ivy Screenshot Methode

4. Viele Weinkonsumenten geben in Umfragen an, dass Sie beim Weinkauf auf Nachhaltigkeit achten wollen. In der Praxis jedoch, spiegelt sich das nicht im Kaufverhalten wider.6

Letztlich ist die Entscheidung nachhaltig einzukaufen immer eine Entscheidung des Käufers. Onlineshops können nur Möglichkeiten bieten, den Käufer dazu zu animieren, nachhaltig zu agieren. Mit Ivy kann der Händler diese Möglichkeit anbieten. Durch die persönliche Projektauswahl bei Ivy, hat der Kunde selbst die Möglichkeit zu entscheiden, welche Projekte er unterstützt und hat somit die Möglichkeit selbst aktiv mitzuwirken. Außerdem ist es anhand des QR-Code Check Outs möglich, schnell und unkompliziert zu zahlen, was ein weiterer Faktor ist, um die Bequemlichkeit der Käufer zu matchen.

Sie wollen mehr über Ivy wissen? Kontaktieren Sie das Startup wie folgt:

https://www.getivy.io/

Ivy-Kontaktformular

 

Quellen & interessante Links

1. IPCC (2022): Sixth Assessment Report – Impacts, Adaptation and Vulnerability. URL: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/downloads/.

2. Rahmsdorf, S. (2022): Klima und Wetter bei 3 Grad mehr. In: Wiegandt, K. (Hrsg.): 3 Grad Mehr – Ein Blick in die drohende Heißzeit und wie es uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern. S. 13-30.

3. Van Leeuwen, Leeuwen / Destrac-Irvine, Agnès / Duberne, Matthieu / Duchêne, Erich / Gowdy, Marc / Marguerit, Elisa / Pieri, Philippe / Parker, Amber / de Rességuier, Laure & Ollat, Nathalie (2019): An Update on the Impact of Climate Change in Viticulture and Potential Adaptations. In: Agronomy 2019, Jg. 9, Ausgabe 514. URL: https://www.mdpi.com/2073-4395/9/9/514/htm.

4. Weitergruber, T. (2022): Rodungs- und Investitionskosten im Weinbau – Richtwerte Jänner 2022. In: Obst und Weunbau. URL: https://www.obstbauweinbau.info/obstbauweinbau/pdf/stepone/data/pdf/3f/47/00/5-10.pdf.

5. Platzwahl, W. (2022): Den Kapriolen des Klimawandels begegnen. In: Rebe und Wein, Jg. 75, April-Ausgabe, S. 34-37.

6. Hamm, U. / Schäufele I. (2018): Organic wine purchase behaviour in Germany: Exploring the attitude-behaviour-gap with data from a household panel. In: Food Quality and Preference, Jg. 63, S. 1-11. URL: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0950329317301696.

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Autor / Interviewer: Kenichi-Maximilian Pestemer / Max Pestemer

In Vinaet.de verwirkliche ich meine Passion für das Thema Wein und möchte Sie daran teilhaben lassen.

Weine probiere ich am liebsten blind, um unvoreingenommen zu sein. Riesling & Frühburgunder verzücken mich immer wieder.

Zusammen mit meinem Vater Richard Pestemer genieße ich die Besuche bei den Winzern vor Ort.

Durch die Landschaftsfotografien von Weinanbaugebieten drücke ich meine kreativen und künstlerischen Phantasien bezogen auf die Welt des Weines aus.

Ich freue mich über Ihr Feedback als Besucher. Schreiben Sie mir gerne an info@vinaet.de. An vielen Stellen habe ich das Besucher-Feedback schon einfließen lassen.

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