Hierzulande wird er als Spätburgunder bezeichnet. Aufgrund des Mikroklimas, der Weinbaugeschichte, der Böden und der Winzer an der Ahr erhält er seinen unverwechselbaren Charakter.
Mit gerade einmal 550 Hektar ist die Ahr eine der kleinsten Weinregionen. Die meisten Weinberge bestehen aus Schiefer und quarzithaltiger Grauwacke.
Oft kennt man Rotweine eher von flachen Lagen. Im Ahrtal steigen die Winzer dagegen die steilen Hänge hinauf, um ihre Weingärten zu bewirtschaften.
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Die Lage des Ahrtals und dessen Seitentälern, wie z.B. dem Mayschosser Tal, ist durch das Ahrgebirge im Nordwesten und die bewaldete hohe Eifel geschützt. Das tief eingeschnittene enge Tal mit seinen vielen Windungen schützt die Weinberge vor kühlen Winden.
Das Ahrtal blickt auf eine lange erdgeschichtliche Entwicklung zurück, deren Nachwirkungen sich bis heute erkennen lassen. Vor über 400 Millionen Jahren war das Tal ein Meer. Es lag tief unter dem Meeresspiegel. Im Norden wurde das Ahrtal vom Nordkontinent und im Süden vom Südkontinent eingeschlossen.
Bunte Kuh Felsen.
Hinter der bunten Kuh weitet sich in Walporzheim das untere Ahrtal auf. Insgesamt sind die Hänge weniger steil. Dort bestehen die Böden auch aus Basalt oder Sandstein. Markant sind die Basaltkegel, wie z.B. die Heimersheimer Landskrone. Östlich des Ortes Ehlingen beginnt das obere Ahrtal, in dem es heute keinen Weinanbau mehr gibt.
Geografie
Im Westen entlang dem Lauf der Ahr bei Ahrweiler bis nach Heimersheim.
Teilregionen
Obere Ahr-Weinbauregion (Altenahr bis Marienthal) ; Untere Ahr-Weinbauregion: Walporzheim bis Heimersheim
Böden
Schiefer; Grauwacke; Sandstein; Basalt; Löss- und Lehm.5
Rebfläche
562 Hektar6
Rebsorten
Spätburgunder (65,3 %), Riesling (8,2 %), Frühburgunder (6,0 %), Regent (3,0 %), Portugieser (2,8 %).
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Früher wurden die Ahrwinzer von der Weinwelt für ihre geringe Qualität kritisiert. Dies ändert sich spätestens seit den 1990er Jahren. Seitdem setzen sowohl einzelne Erzeuger als auch die Genossenschaften verstärkt auf Qualität. Heute ist deutscher Pinot Noir einer neuer Trend in der globalen Weinwelt.
Dafür bietet das kleine Weinbaugebiet hervorragende Lagen. Neben Schiefer, Grauwacke und Quarz gibt es dort auch Böden aus Löss oder Lehm. In der Region werden vor allem Spätburgunder und Frühburgunder angebaut. Ein keiner anderen Weinregion Deutschlands ist der Anteil der Rotweinreben so hoch wie an der Ahr.
Die meisten Weingärten befinden sich auf nach Süden ausgerichteten Hängen. Dadurch sind die Hänge direkt in die Sonnen hinein ausgerichtet. In den warmen Monaten des Jahres heizen sich diese Hänge beinahe wie Gewächshäuser auf. Dies geschieht, obwohl die Ahr eines der nördlichsten Weinanbaugebiete ist. Ein weiterer wärmender Faktor ist der leichte Einfluss des Golfstroms.
Außerdem nimmt das Gestein an den Hängen die Wärme auf, speichert sie und gibt sie wieder ab. Im Vergleich zur Mosel ist der Einfluss der Reflexionen durch die Ahr eher begrenzt. Die Weingärten sind rund herum häufig durch Wälder geschützt.
Bedeutende Jahrgänge mit hohen Öchslewerten und einem umfassenden aromatischen Spektrum sowie langer Lagerfähigkeit waren 1949, 1976, 2001, 2003, 2018. Die besten Rotweine fallen durch eine anspruchsvolle Struktur, eine enorme Komplexität sowie Tiefe auf.
Gerade der Ahr-Spätburgunder hat aufgrund der ständig zunehmenden Qualität national wie auch international einen immer besseren Ruf! Die Rebsorte profitiert im Ahrtal von den vergleichsweise kühlen Temperaturen und den nach Süden ausgerichteten Steilhängen. Die Spätburgunder aus dem Weinanbaugebiet fallen durch ihre Eleganz und durch die vom Schiefer sowie der Grauwacke beeinflussten Mineralität auf!
Der Ahr-Frühburgunder ist dagegen eine nimmersatt-machende Delikatesse, die Weinliebhaber aus aller Welt anzieht. Verglichen mit dem Spätburgunder ist der Frühburgunder etwas sanfter, ohne dabei substantiell an Spannung und Struktur zu verlieren. Die niedrigen Erträge der Rebsorte lassen ohnehin nur Spitzenqualitäten zu!
Schon während der Herrschaft der Römer könnte es Weinanbau gegeben haben. Wahrscheinlicher ist der erste Weinanbau nach dem Einfall der Franken im 3. Jahrhundert. Den ersten nachgewiesenen Weinanbau gab es im 8. Jahrhundert. Im 9. Jahrhundert bewirtschaftete die Benediktinerabtei Prüm umfassende Weingärten in Ahrweiler, Walporzheim, Dernau und Altenahr.
Auch an der Ahr dominierte also die katholische Kirche den Weinanbau im Mittelalter. Dabei wurden größtenteils Weißweinrebsorten kultiviert. Denn erst im späten Mittelalter schwenkte der Weinanbau von Weißwein zu Rotwein um. Nachdem der 30-jährige Krieg ein Ende nahm wurde die Ahr endgültig zu einem Rotweinanbaugebiet. Es begann die bis heute anhaltende Tradition des Anbaus von Burgunderrebsorten. Während des Mittelalters kamen auch schon erste weltliche Adlige und Bürger in den Besitz von Weinbergen.
Mit Annexion durch Frankreich im Jahr 1794 begann an der Ahr eine Epoche, die von fortlaufendem Wandel geprägt war. Erstmalig wurde der Ahr-Rotwein dem Wettbewerb von französischem Rotwein ausgesetzt. Gleichzeit erhielt die Ahr Zugang zum französischen Markt und anderen Ländern Europas. Zu dieser Zeit war die Ahr auch für ihre Schaumweine bekannt, die internationalen Anklang fanden.
Im Jahr 1815 wurde die Ahr Teil Preußens. Die Ahr verlor zwar Ihren bevorzugten Zugang zum französischen Wirtschaftsraum, aber gleichzeitig profitierte sie von dem Wegfall der französischen Rotwein-Konkurrenz. Mit dem Beitritt zum deutschen Zollverein im Jahr 1933 endete die Phase der wirtschaftlichen Prosperität. Das Ahrtal musste sich dem Wettbewerb mit der Pfalz stellen, verlor ihren Marktzugang zu Belgien und erlitt zahlreiche Missernten. Aus der Not heraus wanderten viele Bewohner der Ahr-Region in die Vereinigten Staaten aus. Diejenigen, die blieben, schlossen sich häufig zu Genossenschaften zusammen.
Durch die französische Erbschaftsregelung, bei der das Erbe zu gleichen Teilen aufgeteilt wird, entstanden an der Ahr viele kleine Betriebe. Diese haben heute noch oft weniger als einen halben Hektar. In der Nachkriegszeit profitierte das Ahrtal vom Wirtschaftswunder, seiner Schönheit und der Nähe zu den nordrhein-westfälischen Ballungsgebieten. Der Tagestourismus an den Wochenenden sorgte Jahr für Jahr für hohe Absätze. Diese Absätze wurden jedoch mit niedriger bis durchschnittlicher Weinqualität geschaffen. Es gab kaum Betriebe, die auch nur ansatzweise auf eine hohe Qualität abzielten.
Trotz der wirtschaftlich turbolenten Zeiten zog die Schönheit des Ahrtals schon damals vielfältige Besucher aus unterschiedlichen Ländern an. Im 19. Jahrhundert zogen die felsigen Weinbergslandschaften Maler und Dichter aus ganz Europa an1. Im Zuge der Rheinromantik beschäftigten sich Dichter wie Karl Leberecht Immermann (1796-1840) oder Maler wie Jean-Nicolas Ponsarts (1788-1870) zunehmend mit der Schönheit des kleines Ahrtals. Daneben war das Potential der Weinregion für Spitzen-Rotweine wohl schon immer spürbar!
In den 1980er Jahren begann der Umschwung hin zu mehr Qualität. Nach den Überproduktionen von 1992 und 1993 setzte diese Einsicht mehr und mehr ein. Heute gibt es an der Ahr immer mehr Spitzenerzeuger. Die Ahr scheint eine Weinanbauregion zu sein, die sich immer wieder schwierigen Gegebenheiten anpassen kann.
1. Hafke, Jürgen (2019): 200 Jahre Ahrtal-Tourismus Von der „niederrheinischen Schweiz“ zum „Paradies für Genießer“. Erschienen im Portal Rheinische Geschichte. ↩
2. Aiassa Paolo & Baltes, Matthias & Danner, Stephan & Frischengruber, Heinz & Horvath, Roman & Klotz, Wolfgang & Vacca, Aldo: Successful Wine Cooperatives: Field Reports from Cooperative Managers in Austria, Italy, and Germany. Erschienen in Journal of Wine Economics, Volume 13, Nummer 3, 2018, Seiten 243–259.
↩3. Agrarmeterologie Rheinland-Pfalz: Wetterstation Bad Neuenahr. ↩
4. Agrarmeterologie Rheinland-Pfalz: Wetterstation Mayschoss. ↩
5. Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz: Weinbergsböden in Rheinland-Pfalz — Steine, Böden, Terroir. ↩
6. Deutsches Weininstitut: 2020 / 2021 – Deutscher Wein Statistik.
Gieler, Paul (2013): Wein und Weinbau an der Ahr. Erschienen im Eifel-Verlag.
Henn, Carsten Sebastian & Kohnen, Alexander (2014): Weinführer Ahr. Erschienen im Hermann Josef Emons Verlag.
Ambrosi, Hans & Breuer Bernhard (1992): Ahr Begleiter zu den Weinberg-Lagen Winzern und ihren Küchen.
Apelt, Katja (2019): VDP.Grosse Lage The Book. Erschienen in VDP.Die Prädikatsweingüter.
Johnson, Hugh & Pigott, Stuart (1995): Atlas der deutschen Weine, Lagen, Produzenten, Weinstrassen. Erschienen in Hallwag-Verlag.
Ahrwein e.V. & Landesamt für Geologie und
Bergbau Rheinland-Pfalz: Stein & Wein an der Ahr. Erschienen in LGB Nord.
Johnson, Hugh & Robinson, Jancis (2015): Der Weinatlas. Erschienen in Hallwag.