Nirgendwo in Deutschland ist die Weinkultur, zu der einzigartige regionale Speisen gehören, so ausgeprägt wie in dieser Weinregion. Orte wie Wachenheim, Kallstadt, Deidesheim oder Bad Dürkheim geben den Besuchern das Gefühl in einer deutschen Provence oder Toskana zu sein. Die sommerliche Wärme, die Architektur, die Zypressen, Zitronenbäume und Feigenbäume verstärken dieses mediterrane Gefühl.
Die Pfalz als Weinregion unterteilt sich in drei Bereiche, das Leiningerland, die nördliche Mittelhaardt und die südliche Weinstraße. Das Leiningerland erstreckt sich rund um Grünstadt bei Worms. Es ist nach dem Adelsgeschlecht der Leininger benannt, die das Gebiet einst beherrschten. Häufig wird das Leiningerland auch Teil des Mittelhaardt betrachtet. Die Grenze zwischen zwischen Mittelhaardt und südlicher Weinstraße bildet Neustadt an der Weinstraße.
Von dort erstreckt sich der Mittelhaardt über die Orte Deidesheim, Bad Dürkheim, Kallstadt, Kirchheim, Grünstadt bis hin zum Zellertal. Rund 6500 Hektar sind dort mit Reben bestockt. Die südliche Weinstraße dehnt sich von Neustadt über Duttweiler, Böchingen, Landau, Bad Bergzabern über Schweigen-Rechtenbach bis in das französische Wissembourg aus. Insgesamt sind rund 11.000 Hektar mit Reben bestockt.
Die Verbindung zwischen der Mittelhaardt und südlicher Weinstraße wird durch Deutsche Weinstraße geschaffen. Sie reicht von Bockenheim nahe Worms nach Schweigen-Rechtenbach. Dabei hat die Strecke Länge von 85 Kilometern. An der Strecke liegen 130 Weinorte.
Mehr Informationen über die Orte Schweigen-Rechtenbach und Wissembourg gibt es in folgendem Blog-Beitrag: Ausflug in die Südpfalz & nach Wissembourg (dt. Weißenburg).
Geografie:
Westliche Rheinebene vom französischen Ort Wissembourg bis nach Monsheim nahe Worms.
Klima:
Durchschnittlich 8,2 – 10,5 °C im gesamten Jahr und rund 15 bis 16 Grad in der Vegetationsperiode.
Böden:
Buntsandstein, kalkhaltige Lehm- und Tonböden, Mergel- und Keuper-Böden, eingestreuter Muschelkalk; Granit-, Porphyr- und Schiefertoninseln.
Rebfläche:
Rebsorten:
Riesling (24,9%), Dornfelder (12,1%), Grauburgunder (7,7%), Müller-Thurgau (7,6%), Spätburgunder (7,1%), Weißburgunder (5,7%), Portugieser (5,4%), Chardonnay (3,3%) und Kerner (3,1%).3
Gemäuer des römischen Weinguts bei Ungstein am Weilberg.
Dem Weingenuss hatten sich wohl schon die keltischen Fürsten vor 2500 Jahren verschrieben. Sie nahmen Weinamphoren, Kannen und Becher bis mit in ihr Grab. Solche Gräber wurden in Rodenbach und Bad Dürkheim gefunden. Damals wurde der Wein noch aus der Mittelmeerregion importiert.
Erste Reben zur gezielten Kultivierung und Herstellung von Pfalzwein kamen mit den Römern. Um das Jahr 50 n. Chr. wurde der Rhein die Grenze des römischen Reiches. Schon der Name Pfalz hat einen römischen Ursprung. Der Name ist vom lateinischen Wort Palatium hergeleitet, was Palast bedeutet. Der Name ist jedoch an einen der sieben römischen Hügel angelehnt, nämlich den Palatin. Dort hatte einst Kaiser Augustus seinen Sitz. Im Jahr 1981 wurde bei Ungstein ein römisches Kelterhaus auf dem Weilberg freigelegt.
Nachdem das römische Reich zusammenbrach, wurde der Weinbau durch die Franken weitergeführt. Unter ihnen das Keltern von Pfalz-Weinen vor allem durch die vielen Klöster durchgeführt. Dank zahlreicher Schenkungen der fränkischen Fürsten weiteten sich die Besitzungen der geistlichen Herren immer weiter aus. Aufgrund der großen Weinproduktion westlich des Rheins wurde linksrheinische Teil des heutigen Deutschlands im Vertrag von Verdun 843 dem ostfränkischen Reich zugeschlagen. Damit sollte die Weinversorgung sichergestellt werden.
Fest aus Stein gehauen
Unsere Demokratie:
Schwarz und Rot und Gold
Hambacher Schloss
Weinberg Forster Kirchenstück.
Um 1800 herum begann eine weiter verstärkte Fokussierung auf Qualität in einigen Bereichen des Pfälzer Weinbaus. Dies resultierte in den großen Jahrgängen von 1811 und 1822. Der Jahrgang 1811 war in vielen der europäischen Weinbaugebiete ein besonderer Jahrgang. In den Jahrhunderten zuvor konnte in den Aufzeichnungen kaum ein Jahrgang mit vergleichbarer Qualität verzeichnet werden. Die verzückte sogar Goethe, der dem 1811er verfallen war:
„Setze mir nicht, du Grobian,
Mir den Krug so derb vor die Nase!
Wer mir Wein bringt, sehe mich freundlich an,
Sonst trübt sich der Eilfer im Glase.“
Gerade den Weißwein-Herstellern der heutigen deutschen Weinregionen kamen damals auch die Innovationen des Rheingau zu Gute. Dort wurde der klassische deutsche Weinstil geprägt. Dabei entstanden Weinbezeichnungen wie „Cabinet“ (heute Kabinett), Spätlese und Auslese.
Die Rieslinge der Mittelhaardt rund um Orte wie Kallstadt, Deidesheim, Ungstein oder Wachenheim standen den Rieslingen der Mosel oder des Rheingaus in Sachen Ruf und Reputation in nichts nach.
Im 19. Jahrhundert musste die Pfalz mit vielen neuen Herausforderungen kämpfen. 1850 trat die Rebenkrankheit Oidium erstmals auf. Im Jahr 1860 fiel dann die Reblaus auch im Mittelrhein bei Bonn ein und hinterließ dort allerorts verwüstete Weinberge. Als die Reblaus im Jahr 1895 erstmals in der Pfalz auftrat, waren die Pfälzer schon vorbereitet.
In der Zwischenzeit konnte am renommierten Wein-Forschungsinstitut in Geisenheim, welches im Rheingau liegt, ein Gegenmittel entwickelt werden. Der falsche Mehltau und die Pernospora traten Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls auf. Auch hier konnten relativ schnell Lösungen zur Bekämpfung dieser Rebenkrankheiten gefunden werden.
Deidesheimer Grainhübel Weinberg.
Nach dem zweiten Weltkrieg begannen große Veränderungen in der Pfälzer Weinwirtschaft. Der Weinbau in der Pfalz wurde modernisiert.
Rebstöcke im Weinberg Kallstädter Saumagen.
In dieser Zeit begann langsam wieder eine Aufbruchsstimmung der Pfalz-Weine. Einige damals führende Weingüter begannen mit einer verstärkten Qualitätsfokussierung. Dabei orientierte man sich an den französischen Klassifikationen, die man aus dem Burgund kannte. Heute erhalten Rieslinge und Spätburgunder aus der Pfalz wieder Top-Bewertungen rund um den Globus. Auch in der Breite setzt sich mit jüngeren und besser ausgebildeten Winzer-Generationen die Fokussierung auf Qualität weiter durch.
Muschelkalkfelsen beim Weinberg Kallstädter Saumagen.
Muschelkalk-Gestein bei Wissembourg.
8,2 – 10,5 °C
Jahresniederschlag:
1. Destatis Statistisches Bundesamt: Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Landwirtschaftliche Bodennutzung – Rebflächen -.
↩2. Destatis Statistisches Bundesamt: Land- und Forstwirtschaft, Fischerei – Wein. ↩
3. Deutsches Weininstitut: 2020 / 2021 – Deutscher Wein Statistik.
4. Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz: Weinbergsböden in Rheinland-Pfalz — Steine, Böden, Terroir.↩
Krebiehl, Anne (2019): The Wines of Germany. Erschienen Erschienen in Infinite Ideas Limited. Ausschnitt in Google Books.
Johnson, Hugh & Robinson, Jancis (2015): Der Weinatlas. Erschienen in Hallwag.
Johnson, Hugh & Pigott, Stuart (1995): Atlas der deutschen Weine, Lagen, Produzenten, Weinstrassen. Erschienen in Hallwag-Verlag.
Habekost, Christian (2018): Gebrauchsanweisung die Pfalz. Erschienen in Piper Verlag.