Auch bekannt als: Pinot Nero, Blauer Burgunder & Blauburgunder
Gerade bei hochwertigen Spätburgundern, die in Eiche gereift sind, macht sich eine lange Lagerung in der Flasche positiv bemerkbar. Einige Weinexperten sind sogar der Meinung, dass ein guter Spätburgunder aus Deutschland mindestens zwei bis drei Jahre benötigt, um sein Potential auch nur ansatzweise zu entfalten.
Ähnlich wie der Riesling kann Spätburgunder je nach Terroir unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen. Für viele Weintrinker macht gerade dies den Wein so spannend. Auf Schieferböden sind die Weine etwas leichter. Dort entstehen oft mineralische Weine, die nach Gewürzen, Kräutern, nassem Schiefer, Salzen und dezenten Aromen von getrockneten Tomaten sowie gegrillten rotem Gemüse.
Auf fruchtbareren Lehmböden entstehen dagegen Weine, die ausschweifendere Fruchtaromen hervorbringen. Häufig werden zur Ausbalancierung Cuveés, also Mischungen von solchen fruchtigen und von mineralisch-würzigen Weinen komponiert. Dadurch kann eine angenehme und elegante Balance geschaffen werden.
Bei jungen oder einfacheren Spätburgundern dominieren eher Aromen von Kirsche oder Erdbeere. Mit zunehmendem Alter treten die Tertiäraromen, die bei der Flaschenreifung entstehen, hervor. Dies können Aromen von Rosinen, Feigen, Lakritz, Tabak oder Trüffel sein. Im Alterungsprozess verändert sich zunehmend auch die Farbe. Die Weine hellen sich auf und verfärben sich orange bis leicht dunkel-gold. Bei nahezu allen hochklassigen Spätburgundern ist der Einsatz von Eichenfässern elementar, denn sie verleihen den Rotweinen das gewisse Extra mit und erweitern die aromatische Vielfalt.
Neuerdings gibt es auch Blanc de Noirs aus Spätburgundertrauben. Blanc de Noirs, das sind Weißweine, die aus Rotweintrauben hergestellt werden. Im Gegensatz zum „gewöhnlichen Rotwein“, werden die Schalen der Trauben entfernt und nicht mitvergoren. Klassisch erhalten Rotweine ihre Farbe und Tannine durch die roten Traubenschalen. Die Schalen verbleiben in der Maische und geben daher natürliche Farbstoffe ab. Bei Rosés werden die Schalen nur für kurze Zeit am zu Beginn in der Maische belassen.
Die Rebsorte stammt aus dem französischen Burgund. Spätburgunder, auch bekannt als Pinot Noir, ist eine der ältesten „Pinot“-Rebsorten. Pinot bedeutet im Französischen so viel wie Kieferzapfen oder einfach Zapfen. Der Name nimmt Bezug auf die zapfenähnliche Form der Rebsorte. Noir heißt übersetzt „schwarz“ und ist eine Anspielung auf die dunkle Farbe der Traube. Wortwörtlich übersetzt würde man folglich vom „Schwarzen Kieferzapfen“ sprechen.
Durch die umfassendere und immer qualitätsbewusstere Kultivierung des Pinot Noir gelang es die Reputation der Region immer weiter anzuheben. Hinzu kam, dass Burgund in starkem Wettbewerb mit anderen Weinregionen stand. Schließlich ging es darum zu zeigen, wer die besten Weine Frankreichs produzierte.
Biologisch betrachtet stammt die Rebsorte Pinot Noir von der Familie der sogenannten „Noiren“-Rebsorten-Familie ab. Man findet Pinot Noir vor allem in nördlichen Weinbauregionen, wie der Ahr, Ingelheim in Rheinhessen oder Sachsen. Sie verbreitet sich zunehmend über andere deutsche Weinbauregionen. So nimmt der Anteil an Pinot Noir auch an Mosel und Nahe zu. International sind vor allem in Frankreich (Burgund, Champagne, Elsass), Österreich, Moldawien, den USA (Oregon, Kalifornien), Kanada (Finger Lakes, Ontario, British Colombia), Chile, Südafrika, Neuseeland und Australien (Tasmanien) große Anbauflächen vorhanden.
Im Gegensatz zum Riesling muss die Rebsorte nicht zwingend im Steilhang wie z. B. an der Ahr angebaut werden. Dort bringen die Reben auf den steilen Schiefer- und Grauwackehängen aber immer bessere Resultate hervor. Hängige Bereiche wie im Burgund ermöglichen ebenfalls Topqualitäten. Dort werden die Trauben auf Kalk- und Tonböden produziert. Dabei ist die Rebsorte aber durchaus anfällig für einige Krankheiten und Schädlinge.
Der Pinot Noir, also Spätburgunder, bevorzugt kühle Anbauregionen, was eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Riesling darstellt. Dadurch werden lange Reifezeiten ermöglicht, in denen sich Süße, Säure, Tannine und Extrakten in einem balancierten Verhältnis ausbilden können. Die bekanntesten französischen Anbauregionen sind das Burgund und die Champagne. In der Champagne werden die Trauben häufig als Bestandteil von Schaumweinen genutzt.
Im kanadischen Oregon, den USA, Australien und Neuseeland erfreut sich die Rebsorte ebenfalls großer Beliebtheit. In den USA bewirkte der einzigartige Weinkultfilm Sideways (2005) den Durchbruch für Pinot Noir beim Weintrinker.
In Deutschland hat sich der Anteil des Spätburgunders an der Gesamtanbaufläche seit 1975 von 3,5% auf 11,4% mehr als verdreifacht. Mit 11.767 Hektarn befindet sich in Deutschland nach Frankreich und den USA die drittgrößte Spätburgunderfläche weltweit. An der Ahr stellt der Spätburgunder sogar die wichtigste Rebsorte dar.
Daneben findet man dort den delikaten Frühburgunder, welcher vom Spätburgunder abstammt. Im Rheingau genießt die Rebsorte ebenfalls eine lange Tradition rund um Assmanshausen. Rund 12 Prozent des Rheingaus sind mit Spätburgunder bestockt. In Baden stellt der Spätburgunder mit immerhin 34 Prozent der Anbaufläche insgesamt die wichtigste Rebsorte dar. Auch in Württemberg, dem Mittelrhein oder der hessischen Bergstraße liegt der Anteil inzwischen bei rund 10 Prozent oder mehr.
Die Walporzheimer Gärkammer vorne rechts; dahinter rechts der Walporzheimer Kräuterberg und die Walporzheimer Alte Lay im Hintergrund.
Hugh Johnson in Der Kleine Johnson 2020 (S. 17)
„Die große Burgundertraube der Côte-d’Or hat in Bukett, Fülle und Geschmack nicht ihresgleichen. […] Neuere Bemühungen in Deutschland sind revolutionär…“
Jancis Robinson in The Oxford Companion to Wine Fourth Edition (S. 563)
Rajat Parr und Jordan Mackay in The Sommeliers Atlas of Taste (S.81-82)
Anne Krebiehl MW in Decanter Spotlight on Spätburgunder
Robert Mondavi in www.jancisrobinson.com
„German Pinot Noir belongs in the company of the world’s finest.“
Hugh, Johnson (2019): Der kleine Johnson Weinführer 2020. Erschienen in Hallwag Verlag.
Robinson, Jancis (2015): The Oxford Companion to Wine. Erschienen in Oxford University Press.
Krebiehl, Anne (2019): The Wines of Germany. Erschienen Erschienen in Infinite Ideas Limited. Ausschnitt in Google Books.
Parr, Rajat & Mackay (2018): The Sommelier’s Atlas of Taste: A Field Guide to the Great Wines of Europe. Erschienen in Ten Speed Press.
Robinson, Jancis (2011 & 2018): German Pinot Noir does itself a favour. Erschienen in jancisrobinson.com.
Asimov, Eric (2020): „There’s More to German Wine Than Riesling“. Erschienen in New York Times.
Krebiehl, Anne (2019): Spotlight on Spätburgunder. Erschienen in decanter.com.
Sonnenuntergang am Mayschosser Mönchberg.