Früher war die Mosel vor allem für ihre opulenten süßen Trinkweine bekannt. Heute vinifizieren Winzer ihre Weine zu elegant trockenen Speisepartnern. Die Zeiten simpler „saurer“ Weine sind längst vorbei!
Die Antwort heißt Stein und Schiefer, und zwar in allen möglichen Varianten: von grau über blau bis hin zu rot. Wer sich eine Schieferauszeit nehmen will, findet auch strukturierten Muschelkalk und Lehm.
Beinahe jeder Ort und jeder Weinberg hält seine eigene kleine Anekdote für dich bereit. Entdecke mehr über die Legenden des Moseltals!
Geografie
Perl an der Grenze zu Frankreich und Luxemburg bis Koblenz an der Mündung in den Rhein.
Klima
Durchschnittlich 9,5 – 12,0 °C im gesamten Jahr und rund 14 bis 17 °C in der Vegetationsperiode.
Böden
Schiefer; kalkhaltige Lehm- und Tonböden; Muschelkalk; Konglomerate; Buntsandstein.
Rebfläche
Rebsorten
Riesling (62,0%), Müller-Thurgau (10,6%), Elbling (5,3%), Spätburgunder (4,6%), Weißburgunder (4,1%).
Im 19. Jahrhundert erlebten die Weinregionen Deutschlands rund um das Moseltal, die Nahe und den Rheingau einen Höhepunkt! Aus dem Rheingau kam die erste wichtige Weinbaukarte, welche als Grundlage für heutige Karten und Klassifizierungen gilt. Selbst die heutigen VDP-Klassifizierungen lehnen sich noch an diese Karten an.Mit Hilfe der Karten kann man sich einen raschen Überblick über die Regionen verschaffen.
Die Mittelmosel wird als das Herzstück der Region angesehen. Sie bildet den größten Bereich ab.
Neben dem eigentlichen Moseltal wurden auch die Seitentäler wie z.B. die Ruwer kartografiert.Trotz des wahrscheinlich kühleren Klimas wurden auch dort schon damals gute Reifegrade erreicht.
Trier hat nicht nur eine umfassend Historie zu bieten, sondern auch einige sehr gute Einzellagen des Weinbaus.
Neben den etwas kühleren Temperaturen fällt die Saar durch ihre roten Böden aus. Daher wurden in der Weinregion der Saar des 19. Jahrhunderts viele Lagen sehr hoch bewertet. Heute erlebt die Saar eine Renessance.
Immer wieder heißt, dass das Muschelkalk-Terroir der Obermosel und des Moseltores unterschätzt sei. Daher findet sich auch eine Karte mit den interessantesten Einzellagen von dort.
Durch die Vielzahl unterschiedlicher Böden und die große Anzahl kleiner Betriebe bietet die Mosel eine Vielzahl unterschiedlicher Weintypen. Das Zentrum der Mosel ist durch blau-graue Devontonschiefer bedeckt. An der Obermosel in Richtung Luxemburg dominiert Muschelkalk.
Die Böden sind neben Klima, Rebsorten und dem Winzer einer der entscheidenden Faktoren in der Entstehung des Weins. Sie sind in mehrfacher Hinsicht schmeckbar!
Letztendlich beeinflusst das Gestein Primär-, Sekundär- und Tertiäraromen im Wein. Primäraromen entstammen direkt den Trauben. Dies sind beim Mosel-Riesling z. B. Zitrus- oder Grapefruitaromen. Sekundäraromen werden bei der Weinproduktion geschaffen: Banane, Ananas etc. Tertiäraromen entstehen bei der Reifung im Fass oder in der Flasche. Folglich sind dies u .a. Vanille oder marmeladige Nuancen.
Weinberge werden als „Lage“ bezeichnet. Die Einzellagen sind flächenmäßig begrenzt und innerhalb der Einzellagen liegen unterschiedliche Parzellen. Oft haben sie eigene Namen. Die Einzallagen der Regione wurden von den Preußen um 1900 systematisch klassifiziert. Mehrere Einzellagen werden zu einer Großlage zusammengefasst. Bekannte Großlagen in der Weinregion sind der Michelsberg und die Schwarzlay.
Die wohl bekannteste Einzellage der Weinregion ist der weltberühmte Scharzhofberg. Von dort stammen die teuersten Weißweine der Welt. Bei Versteigerungen erreichen Trockenbeerenauslesen von diesem Weinberg oft Preise von über 10.000 Euro pro 0,375 Liter, und daher ist der Mythos weiterhin unbestritten. Vergleichbare Preise für seltene Weine werden auch mit dem Rebensaft der Wehlener Sonnenuhr erzielt. Wer sich etwas mehr mit der Weinregion befasst, der findet ähnlich exzellente Mosel-Weine zu annehmbaren Preisen.
Der Geschmack der Mosel-Weine wird durch das Terroir verursacht. Bei der Auswahl der Rebsorten spielt das Terroir eine entscheidende Rolle, gerade wenn auf die Qualität der Weintrauben geachtet werden soll. Terroir ist ein umfangreicher Begriff, der weit mehr als die Bodenbeschaffenheit umfasst. Es beinhaltet die gesamte Umwelt eines Weinberges und drückt sich in den sensorischen Attributen der Weine aus. Die Vielzahl von Einflussfaktoren besteht aus dem Klima, dem Boden, der Rebsorte, dem menschlichen Faktor und der Interaktion dieser Faktoren untereinander.
Die Saar ist ein Seitenarm der Mosel. Klima und Böden unterscheiden sich, wodurch Saarweine einen ganz eigenen Charakter erhalten. Es ist in dieser Gegend etwas kühler, wodurch die Reifezeiten länger sind. Oft sind diese Böden sehr eisenhaltig. Direkt am Lauf der Saar entstehen vor allem die trockenen, besonders leichten und eleganten Saar-Rieslinge, denn die Saar sorgt für einen konstanten Wärmeausgleich. Hingegen entstehen auf den Ebenen der Seitentäler eher die großartigen Süßweine.
Als einst Hauptstadt des weströmischen Reiches beherbergt Trier immer noch Weinberge. In der Antike war Trier ein Weinhandelszentrum im nördlichen Bereich des römischen Reiches. Vom antiken Weinhandel zeugt das Neumagener Weinschiff. Von der Mosel aus breitete sich der Weinanbau auch bis in das heutige Rheinhessen aus.
Im Mittelalter wurde Trier ein weiteres Mal unter dem Kurfürstentum Trier zu einem regionalen Zentrum. Bis zum napoleonischen Zeitalter dominierte die katholische Kirche von Trier den Weinanbau an der Mosel. Noch heute zeugen daher christliche Altäre, Kapellen und Weinbergsnamen überall vom Einfluss der katholischen Kirche. Ferner gibt es einige bekannte Weingüter, die Teil der Kirche sind, und ihre Weingüter stellen die Weine oft an den besten Lagestellen her.
In Trier selbst befinden sich die meisten aktiven Weinbergsflächen rund um den Stadtteil Olewig. Dort bestehen die Böden vor allem aus Grauschiefer mit Lehmanteilen. Daneben gibt es weiter östlich größere Weinbergsflächen im Avelertal.
Auch die Ruwer mündet in der Mosel. Hier soll im 19. Jahrhundert die Familie von Karl Marx (1818-1883) Weinberge besessen haben. Die Ruwer ist eine der kühlsten Weißweinregionen Deutschlands. Ähnlich wie an der Saar fallen die Weine hier leichter aus, verblüffen jedoch gerade in wärmeren Jahren durch unheimliche Komplexität, Mineralität und Spiel.
Bei Schweich befinden sich Weinberge mit rotem Sandstein, welche an der Mosel sehr selten sind. Von dort bewegt sich der Fluss Mosel nach Norden durch das Kerngebiet der Anbauregion mit ihren typischen blau-grauen Tonschieferböden aus dem Devon-Zeitalter (vor 408-355 Mio. Jahren). Durch erdgeschichtliche Entwicklung ist an mehreren Flussbereichen ein schleifenförmiger Verlauf entstanden. Die bekannteste Moselschleife in diesem Teil liegt rund um den Ort Trittenheim. Auch die Flussschleife rund um die sogenannte Minheimer Sonneninsel bietet einen schönen Anblick. Im Vergleich zu Saar und Ruwer ist es wärmer, wodurch vor allem die Weine in der Flussnähe fruchtiger werden.
An diesem Teil der Weinregion befinden sich bekannte traditionelle Weinbauorte wie Piesport, Bernkastel und Traben-Trarbach. Im 19. Jahrhundert war der letztere Ort eines der weltweiten Weinhandelszentren. Insbesondere am Streifen zwischen Bernkastel und Erden lässt sich kaum ein durchschnittlicher Weinberg finden. Es ist das Gegenstück zu Burgunds Côte-d’Or. Allerdings werden hier vor allem Rieslingreben gepflanzt. Von den Abschnitten der Mittelmosel kommen die typischen Mosel-Weine.
Im tiefsten Westen Deutschlands überquert die Mosel – eingebettet in Muschelkalkböden – die Grenze: Die Böden des Moseltores ähneln denen der Rhône und Champagne. Gleiches gilt für die Obermosel, die kurz hinter dem Moseltor beginnt und an der Saarmündung endet. Hier werden vermehrt Burgunderrebsorten und Riesling angebaut. Dieser Teil der Mosel hat vielleicht noch am meisten unerschlossenes Potential.
Dieser Teil der Mosel ist als Terrassenmosel bekannt, da Steilhänge dort mittels Terrassen bewirtschaftet werden. Berühmt ist hier vor allem der Bremmer Calmont, der steilste Weinberg Europas. Lange Zeit war die Bewirtschaftung nicht lohnenswert gewesen. Heute wächst der Weinanbau dort, wie auch an vielen anderen Orten der Mosel wieder. Die Moselschleife unterhalb des Bremmer Calmont bietet einen der schönsten Ausblicke in der gesamten Weinregion. Sie schwingt sich um den Neefer Frauenberg und die Ruine des Kloster Stuben herum. Auf Weinliebhaber, Wanderer und Fotografen hat sie eine magnetische Anziehungskraft.
1. Orley Ashenfelter & Karl Storchmann (2010): „Using Hedonic Models of Solar Radiation and Weather to Assess the Economic Effect of Climate Change: The Case of Mosel Valley Vineyards„. Review of Economics and Statistics, vol 92(2), pages 333-349. ↩
2. Saar- und Mosel-Weinbau-Karte für den Regierungsbezirk Trier : 1868 / Im Auftrage der Königlichen Regierung zu Trier angefertigt im Jahre 1868 unter der Leitung des königlichen Kataster Inspectors Steuerrath Clotten.
3. Deutsches Weininstitut: 2019 / 2020 – Deutscher Wein Statistik.
↩Apelt, Katja (2019): VDP.Grosse Lage The Book. Erschienen in VDP.Die Prädikatsweingüter.
Johnson, Hugh & Pigott, Stuart (1995): Atlas der deutschen Weine, Lagen, Produzenten, Weinstrassen. Erschienen in Hallwag-Verlag.