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Bernkastel-Kues mit den Ortsteilen Bernkastel, Kues, Wehlen und Andel weist eine lange Geschichte vor und ist mit rund 7100 Einwohnern der größte Ort an der Mittelmosel. Bernkastel und Andel liegen am südlichen Ufer der Mosel, am gegenüberliegenden nördlichen liegen Kues und Wehlen. Die bekannteste Persönlichkeit des Ortes ist der Philosoph Nikolaus von Kues, auch bekannt als Cusanus.
Erste Funde, die auf eine Besiedlung hinweisen, stammen aus dem Jahr 3000 v. Chr. Eine erste gallisch-keltische Besiedlung wurde für 600 v. Chr. nachgewiesen. Die lange Geschichte des Weinbaus wird schon seit den römischen Zeiten nachgewiesen.
Nachdem die Stadt in seiner Nachfolgegeschichte kurzzeitig dem luxemburgischen Fürstentum angehörte, geriet sie im Jahr 1277 unter die Herrschaft der Trierer Erzbischöfe. Kurze Zeit später – im Jahr 1291 – wurden „Berrincastel“ durch König Rudolf von Habsburg die Stadtrechte verliehen.
Uferpromenade von Bernkastel-Kues mit Weinberg Bernkasteler Doctor im Hintergrund.
Die Pest wütete 1627 in Bernkastel und 1641 in Kues. Ein großes Feuer zerstörte im Jahr 1692 die Burg Landshut, die anschließend nicht mehr wiedererrichtet wurde und somit bis in die Gegenwart hinein im Dasein einer Ruine als das Wahrzeichen von Bernkastel-Kues weithin Berühmtheit erlangte.
Der 25. Februar 1926 ist innerhalb der moselanischen Weinbaugeschichte ein höchst denkwürdiges Datum. 2000 Winzer protestierten in Bernkastel gegen ihre elendigen wirtschaftlichen Bedingungen, die unerträglichen steuerlichen Belastungen und die bürokratischen Schikanen, die ihresgleichen verglichen mit den meisten anderen Weinregionen suchten.
Uferpromenade von Bernkastel-Kues mit Bernkasteler Schlossberg und Burgruine Landshut.
Dabei verteilen sich der Weinberge, welche als Einzellagen bezeichnet werden, auf drei Großlagen. Im Westen gehört der Bernkasteler Schlossberg noch zur Kurfürstlay. Alle weiteren Lagen rund um Bernkastel-Kues werden der Badstube zugerechnet. Nördlich des Moselortes befindet sich die Großlage Münzlay. Dieser werden die Einzellagen des Ortsteiles Wehlen zugerechnet.
Die berühmtesten Weine kommen vom Bernkasteler Doctor und von der Wehlener Sonnenuhr. Beiden Weinbergen wird nachgesagt, dass sie sich auch heute nicht vor den besten Weinbergen Frankreichs oder Italiens verstecken müssen.
Neben diesen beiden Lagen gibt es rund um Bernkastel zahlreiche weitere Toplagen. Der Kueser Kardinalsberg und der Kueser Weisenstein sind Schiefer-Steilhänge die schon bei den Preußen für einige Parzellen Top-Klassifizierungen erhielten. Auch die dritte Kueser Lage, der Kueser Rosenberg vermag hohe Qualitäten hervorzubringen.
Daneben findet man das Bernkasteler Johannisbrünnchen. Es folgen die Bernkasteler Lay am Moselufer, das Bernkasteler Matheisbildchen. Nun schließen sich die Einzellagen des Ortes Graach an: Graacher Himmelreich, Graacher Domprobst, Graacher Abtsberg. Es folgen die Wehlener Sonnenuhr und die Zeltinger Sonnenuhr.
Der Begriff Terroir umfasst das allumfassende Interagieren von Menschen, Rebsorte, Klima und dem Boden. Die Böden aus dem Devon-Zeitalter sind dabei ein mitentscheidender Faktor, um den Weinen von der Mosel aromatische Eigenschaften zu verleihen. Dadurch wird die Herkunft der Weine schmeckbar.
Bei Riesling drückt sich das schmeckbare Element der Herkunft vor allem in der sogenannten Mineralität aus. Es geht um die Aromen von nassem Schiefer, das Steinige, das Salzige und auch um das Kräuter-Element. Gerade diese Schiefer-Mineralität sorgt für die besondere Typizität der Mittelmosel-Rieslinge. Außerdem überzeugen die besten Weine durch ein spannendes Spiel, also sich im Gaumen abwechselnde Aromen, und einen langen aromatischen Nachhall.
Unter Weinfans, Rieslingfans, internationalen Sommeliers und Experten wie Jancis Robinson, Hugh Johnson, James Suckling und vielen weiteren genießen diese Weinberge ein hohes Ansehen. Neben den klimatischen Bedingungen bieten die steilen Hänge aus blauen und grauen Schiefergesteinen Top-Voraussetzungen.
Derzeit kommt der Klimawandel dem lokalen Weinanbau noch zugute. Das soll jedoch nicht heißen, dass es nicht schon heute Herausforderungen wie zum Beispiel lange Trockenperioden zu bewältigen gilt.
Aufgrund der Konzentration von Toplagen kann man den Weinbergsstreifen von Bernkastel-Kues bis Ürzig auch als das deutsche Pendant zu den Grand Crus der Côte d’Or im französischen Burgund ansehen. Dennoch, scheint es immer noch möglich zu sein, dass die Winzer an der Mosel gerade in der Breite, aber auch in der absoluten Spitze weiterhin in der Lage sind, das ihnen gegebene Potential der regionalen Spitzenlagen noch ergiebiger ausbauen zu können.
Weinberg Kueser Kardinalsberg im Vordergrund und Brauneberger Juffer im Hintergrund.
6. Bernkasteler Stephanus-Rosengärtchen
15. Graacher Abtsberg
19. Wehlener Rosenberg
20. Wehlener Nonnenberg
Genuss eines Glas Riesling beim Sonnenuntergang an der Burg Landshut mit Blick auf eine Moselschleife.
Auf den Steilhägen rund um Bernkastel-Kues und Wehlen findet man vor allem Riesling-Rebstöcke. Diese Rebsorte, welche dafür bekannt ist, einige der besten und tiefgründigsten Weißweine hervorzubringen, fühlt sich an der Mittelmosel pudelwohl. Auf den grauen, blauen und manchmal auch rötlichen sowie quarzit-haltigen Hängen entstehen fruchtige Weine aus Bernkastel-Kues von unvergleichbarer Mineralität.
In dieser Gegend an der Mittelmosel findet man einige der angesehensten Weingüter Deutschlands. Am bekanntesten ist wohl J.J. Prüm aus dem Ortsteil Wehlen. Dieses Weingut, welches primär sehr hochwertige und süße Rieslinge herstellt, erzielt Höchstpreise für Auslesen, Beerenauslesen oder Trockenbeerenauslesen von der Wehlener Sonnenuhr.
Zeiten, in denen Weine der Spitzenklasse meistens süß waren und nur von einigen wenigen Weingütern produziert wurden, sind längst vorbei. Mittlerweile gibt es immer mehr kleinere und noch unbekanntere Betriebe, denen es gelingt Spitzentropfen sowohl im süßen als auch im trockenen Bereich herzustellen!
Auf dem Wege von Lieser nach Bernkastel erblickt man das Geburtshaus von Nikolaus von Kues. Dieser war auch als Nikolaus Cryftz oder Nikolaus Cusanus bekannt. Seine Eltern waren Johann und Katharina Cryftz, die es mit der Moselschifffahrten zu einem beachtlichen Wohlstand gebracht hatten.
Das Geburtshaus des Nikolaus von Kues ist heute weltweit bekannt als Cusanushaus. Dort wurde der kirchliche Denker im Jahr 1401 geboren. Es ist eine internationale Studienstätte mit zahlreichen Originaldokumenten des 15. Jahrhunderts zum Denken und Wirken des Nikolaus von Kues.
Cusanusstift vorne rechts am gegenüberliegenden Ufer.
Im Jahr 1433 verfasste er das Werk „De Concordantia Catholica“. In dieser Schrift unternahm er den Versuch eine Übereinstimmung von theoretischer Philosophie und praktischer Politik herzustellen. Dieses Mantra wurde als „concordantia“ bekannt, was wörtlich so viel wie Übereinstimmung bedeutet. Politisch gesehen verfolgte es auch das Ziel die griechisch-orthodoxe Kirche mit der katholischen Kirche zu vereinen.
Cusanus versuchte in seinem Denken die Verbindung zwischen dem platonischen und aristotelischen Denken der Renaissance mit der sogenannten negativen und positiven Theologie des Mittelalters herzustellen. Das entscheidende Prinzip ist dabei die „coincidentia oppositorum“, d.h. den letztendlichen Zusammenfall von augenscheinlichen gedanklichen Gegensätzen aufzuzeigen.
Als Konstantinopel im Jahr 1453 an die Osmanen fiel, erweiterte Nikolaus von Cues sein philosophisches Denken. Anstatt seine Schriften ausschließlich auf das Christentum zu fokussieren, erweiterte er sie indirekt auch auf den Islam. 1453 veröffentlichte er das Werk „de pace fidei“. Es ging ihm dabei um die Zusammenführung unterschiedlicher Konzepte. Man könnte auch sagen, dass es ihm um die Zusammenführung von Christentum und dem Islam ging, ohne dabei die vorhandenen Eigenheiten und Unterschiede zu leugnen.
Er zeigte auf, dass es letztendlich nur eine Religion gäbe, die sich aber in verschiedenen „Bräuchen“ und somit in unterschiedlichen Ausformungen entäußert. Im späten Mittelalter gilt dies als einer der ersten philosophischen Ansätze zur religiösen Toleranz.
Im Jahr 1458 wurde das Cusanusstift wahrscheinlich als Krankenhaus für Arme gegründet. Nikolaus von Kues und seine Familie vermachten der Stiftung Geld, um den Bau und die Kosten zu finanzieren. Anfangs war das Krankenhaus nur Männern zugänglich. Später wurde auch Frauen der Zugang gewährt. Nur sechs Jahre nach der Errichtung verstarb Nikolaus von Kues und wurde in Rom bestattet.
Der Marktplatz repräsentiert mit seinen Giebelfachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert und dem St. Michaelsbrunnen inmitten des Marktplatzes aus dem Jahr 1606 das touristische Zentrum Bernkastels. Das alte Rathaus im Renaissance-Still stammt aus dem Jahr 1608. In Richtung Graach im Norden des Ortes prangt das alte Graacher Tor aus dem 13. Jahrhundert als Überrest der mittelalterlichen Stadtmauer. Und die Weinbergslage neben dem Stadttor, das ist der weltweit unter den Riesling-Liebhabern allseits bekannte „Bernkasteler Doctor“.
1. Kultur Datenbank: Kues, Stadt Bernkastel-Kues.
2. Statistisches Landesamt RLP: Landwirtschaftszählung – Weinbau Betriebe mit Rebflächen ab 30 Ar (2010).
↩3. Agrarmeterologie Rheinland-Pfalz: Wetterstation Bernkastel-Kues. ↩