
Rheinhessen ist als größtes deutsches Weinanbaugebiet vielfältigen Veränderungen unterworfen. Das resultiert in einer immer besseren Qualität!
Umschlossen von den Wäldern des Hunsrücks und der Nordpfalz wachsen die Trauben der Nahe. Diese Mittelgebirge schaffen folgendermaßen geschützte klimatische Bedingungen für den Weinanbau.
In der Nachbarschaft der Nahe liegen bekannte Weinanbaugebiete: Die uralte Mosel, das gigantische Rheinhessen, der Mittelrhein, der Rheingau als Heimat vieler Schlossweingüter sowie die umfassende Pfalz. Die Weine der Nahe brauchen keinen Vergleich zu scheuen!
Die Region in der heutigen Form wurde erst 1969 definiert und 1971 mit dem Weingesetz eingeführt. Die Weinregion ist von verschiedenen Gebieten umgeben: dem Hunsrück, dem Nordpfälzer Bergwald, dem Tafel- und Bergland Rheinhessens. Sie mündet bei Bingen in den Rhein. Man kann die Weinregion in drei Bereiche untergliedern: 1. Untere Nahe; 2. Mittlere Nahe; und 3. Obere Nahe.
Die untere Nahe erstreckt sich von Bingen bis nach Bad Kreuznach. Dort finden sich Böden aus Tonschiefer, Konglomerat, Phyllit, rotem Sandstein, Lehm und Löss.
Die mittlere Nahe erstreckt sich von Bad Münster am Stein mit seinem imposanten Rotenfels bis nach Schloßböckelheim. Hier liegen die berühmtesten Weinberge der Nahe. Die Böden dieser Gegend bestehen vor allem aus Sand, Kies, Konglomerat, hellem Sandstein, Porphyr und Tonschiefer.
Die obere Nahe streckt sich von Schloßböckelheim bis Simmert. Da gerade dieser Bereich im Norden in den Hunsrück und im Süden in das Nordpfälzer Bergland übergeht, ist die Gegend auch als oberes Nahebergland bekannt. Mittelgebirge des Hunsrück und im Süden vom PfHinzu kommen die Gebiete rund um die Glan. Dort findet man meist Konglomerate und hellen Sandstein.
Traiser Bastei: Vulkanische Rhyolith-Felsformationen
Die obere und mittlere Nahe wurden geologisch durch die Entwicklungen des Saar-Nahe-Beckens beeinflusst. Dieses war Teil des südlichen Hunsrücks und lag niedriger als der nördliche Bereich des Hunsrücks. Dadurch wurden von vor über 300 Millionen Jahr bis vor ca. 40 Millionen Jahren immer wieder Gesteine in das Tal heruntergespült. Dadurch bildeten sich verschiedenste Gesteinsformationen.
Die rot gefärbten Sedimentschichten werden heute als Rotliegendes oder Konglomerat bezeichnet. Neben diesen entstanden umfassende Kies- und Sandbänke, und folgedessen sind dort verschiedenste Feinsandsteine zu finden. Vor rund 290 Millionen Jahren gab es fortlaufend magmatische Ereignisse, die die Gesteinszusammensetzung beeinflussten, und dabei bildeten sich Rhyolithe. Diese stießen durch die ursprünglich darüber liegenden Gesteinsschichten hervor. Diese ehemaligen Lavadome erkennt man heute z. B. als Rotenfels bei Bad Münster.
Insbesondere an der unteren und mittleren Nahe sind Einflüsse des sogenannten Mainzer Beckens erkennbar. Dieses war von vulkanischen Aktivitäten, ständigen Klimaveränderungen, Schwankungen des Meeresspiegels und tektonischen Bewegungen gekennzeichnet. Dabei entstanden die Rhyolithe und Basalte; Sand, Ton, Mergel und kalkhaltige Gesteine lagerten sich an.
Vor knapp 2 Millionen Jahren begann sich das eigentliche Nahetal herauszubilden und war nicht von den Gletschern der Eiszeit betroffen. Die sich abwechselnden warmen und kalten Perioden sowie der Zufluss von den höheren Gebirgen bildeten sich Terrassen, Berge und Gesteinsansammlungen. Durch umherziehende Winde sammelte sich ferner der Löss an. Vor über 100.000 Jahren begannen sich aus dem Löss Braunerden zu bilden, die das Gestein bedecken.
Die Weinanbaugeschichte der Weinregion begann mit den Römern. Ab dem 8. Jahrhundert waren die Klöster im Weinanbau führend. Bis zum Mittelalter teilten sich Klerus und Adel die Weinberge untereinander auf. Die bekannteste Weinbergsbesitzerin war sicherlich Hildegard von Bingen (1098-1179). Nachdem die Nahe um 1800 Frankreich zugesprochen wurde, kamen große Teile der kirchlichen Weinberge in den Besitz von weltlichem Adel und von Bürgern.
Ebernburg bei Bad Münster am Stein
Blatt im Herbst
Die Nahe hat viele Sonnenstunden und vergleichsweise geringe Durchschnittstemperaturen. Dazu kommen geringe Niederschläge von ca. 500 mm pro Jahr. Daher sind in vielen Jahren Böden mit guter Wasserspeicherfähigkeit wichtig. Die umliegenden Mittelgebirge mit ihren bis zu über 800 Meter hohen Bergen schaffen ein geschütztes Klima an der Nahe. Dazu trägt auch die Lage der Weinregion im Übergangsbereich von ozeanischem zu kontinentalem Klima bei. Das Klima im Winter ist mild mit wenig Frost, und im Sommer warm mit konzentrierten Niederschlägen. Meistens resultiert das in weniger voluminösen Weinen.
Aufgrund der unterschiedlichen Böden, gibt es dabei eine Vielfalt von Stilen. Die Weine können an einigen Orten an Ruwer-Rieslinge oder gar kräftigere Mosel-Riesling vom Devonschiefer erinnern. An anderen Orten bewirken die Konglomerat-Böden Charakteristika mit mehr Kräuteraromen. Die roten Sandsteinböden können Rieslinge ermöglichen, welche Charateristika der Pfälzer Rieslinge rund um den Weinort Forst vorweisen.
1. Weinland Nahe e.V.: Wein und Stein ganz Nahe.↩
2. Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz: Weinbergsböden in Rheinland-Pfalz — Steine, Böden, Terroir.↩
Krebiehl, Anne (2019): The Wines of Germany. Erschienen Erschienen in Infinite Ideas Limited. Ausschnitt in Google Books.
Braatz, Dieter & Sautter, Ulrich & Swoboda, Ingo (2007): Weinatlas Deutschland. Erschienen in Hallwag-Verlag. Ausschnitt in Google Books.
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