Bild oben: Stefan Erbes hat mir im Sommer 2020 seinen Weinkeller mit bis zu über 90 Jahre alten Fässern gezeigt.
Der Gründer des Weingutes Karl Erbes erlangte innerhalb der Weinszene einst Bekanntheit als Küfer von sieben verschiedenen VDP-Weingütern in und um Ürzig herum. Als Küfer war er vor allem für den Ausbau der Weine im Keller verantwortlich. Auf diese Weise sind die Riesling-Klassiker der Marke Christoffel-Berres durch ihn entstanden. Während dieser Zeit begann er auch sein eigenes Weingut zu gestalten. Die Süßweine von den roten Schiefern der Ürziger und Erdener Weinberge sind Prototypen eines extrem komplexen Weinstils und von Rieslingweinen, deren Haltbarkeit beinahe unbegrenzt zu sein scheint.
Im Jahr 1984 übernahm sein Sohn Stefan Erbes das Weingut. Er hat weiter an der messerscharfen Präzision, der extrem vielfältigen Komplexität und der orchestrierten Balance der Rieslinge gearbeitet. Die Kenntnisse des Weingutes Karl Erbes spielen noch heute bei der Beratung zur Herstellung einiger exzellenter Rieslinge außerhalb des Hauses eine wichtige Rolle. Auch wenn sich das Weingut, was den Bekanntheitsgrad angeht, weiterhin etwas unter dem Radar der Weinkenner bewegt, werden regelmäßig Ausrufezeichen gesetzt!
So erreichte man es bei der Meiner Best of Riesling Blindverkostung 2020 mit einer 1993er Auslese vom Ürziger Würzgarten, die beste Bewertung innerhalb der gereiften Rieslinge und über alle Kategorien hinweg zu erreichen. In regionalen Blindverkostungen unter Experten des Moselweins schlagen die gereiften Jahrgänge des Weingutes Karl Erbes auch durchaus einmal die Granden aus dem Hause J.J. Prüm.
Eichenfass aus dem Jahr 1928, welches noch heute zum Ausbau der Weine verwendet wird.
Bei der Herstellung der Weine profitiert man einerseits von dem enormen Erfahrungsschatz und andererseits von den neuesten technischen Entwicklungen. Das Weingut verfügt schließlich über ein eigenes kleines Weinlabor, in dem die entscheidenden Werte zur sauberen Reifung der Rieslinge laufend kontrolliert werden.
Aufgrund der daraus resultierenden extrem präzisen und klaren Rieslinge, insbesondere im restsüßen Bereich (Spätlese lieblich oder fruchtsüß, Auslesen, Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen), bezeichnete der Weinführer Vinum Stefan Erbes als „Experte für fruchtsüße Rieslinge“.
Karl und Stefan Erbes stellten einst auch die Rieslinge des VDP-Gründungshauses Cristoffel-Berres her. Dieses Weingut wurde im Jahr 1998 geschlossen, nachdem die Mosel-Weinregion einige ihrer schwierigsten Zeiten der jüngeren Vergangenheit schon fast hinter sich gebracht hatte. An der Mosel würde man sagen, dass der „Pleiteadler“ wieder zugeschlagen hatte. Mit dem Untergang des Traditionshauses Christoffel-Berres gerieten mehrere Tausend Kabinette, Spätlesen und Auslesen aus den besten Stücken des Würzgartens und des Prälats in absolute Vergessenheit. Erst als Stefan Erbes im Jahr 2017 Roman Christoffel zufällig auf einer Straße in Ürzig begegnete und einen gemütlich Plausch begann, merkte Christoffel wohl an, dass noch einige Tausend gereifte Rieslinge in seinem Keller lagern.
Selbst die Kabinett-Weine aus den 1980er Jahren sind heute noch ein wahrer Genuss und profitieren durch aus von der Reife. Die Spätlesen und Auslesen sind exzellent! Dieser Meinung war auch Stephan Reinhardt der alten Auslesen Bewertungen von 92 Punkten und deutlich mehr gab.
Im Sortiment von Vinaet befinden sich mit Erdener Prälat Auslesen von 2014 und 2017 nicht nur zwei zukünftige Klassiker, sondern auch eine filigrane trocken ausgebaute Spätlese aus dem Jahr 2019.
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